Weniger ist mehr

Wer seine tägliche Social-Media-Nutzung einschränkt, ist zufriedener und engagierter im Job. Das lasse sich bereits bei einer Reduktion der täglichen Nutzugszeit von 30 Minuten belegen, so eine Studie der Ruhr-Universität Bochum und des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit, die in der Fachzeitschrift „Behaviour & Information Technology“ erschienenist.

„Schon 30 Minuten weniger Social-Media-Nutzung am Tag verbesserte in einer einwöchigen Studie die psychische Gesundheit, die Arbeitszufriedenheit und das Engagement der Teilnehmenden“ sod ei Studienleiterin Julia Brailovskaia. Vermutlich hätten die Versuchspersonen mehr Zeit für Arbeitsaufgaben gewonnen und ihre Aufmerksamkeit weniger teilen müssen. „Mit ständiger Ablenkung von einer Aufgabe kann unser Gehirn nicht gut umgehen“, so die Psychologin. Wer sich häufig unterbreche, erschwere sich das konzentrierte Arbeiten. Kurzfristig möge die Flucht vor der Realität in die Welt der Sozialen Netzwerke die Stimmung heben – langfristig könne sich ein Abhängigkeitsverhalten einstellen, das gegenteilige Effekte habe.

Julia Brailovskaia, Isabel Becherer, Vanessa Wicker, Holger Schillack & Jürgen Margraf (2023):

Weniger Nutzung sozialer Medien – zufriedenere, arbeitsfreudigere und psychisch gesündere Mitarbeiter: eine experimentelle Interventionsstudie

Zusammenfassung
Intensive Social-Media-Nutzung (SMN) kann sich negativ auf die Arbeitsleistung und die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern auswirken. Die vorliegende experimentelle Studie untersuchte, wie sich eine Reduzierung der täglichen SMU-Zeit auf Beschäftigte aus verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland auswirkt. Die Experimentalgruppe (N = 84; Alter: M = 29,38, SD = 5,84) reduzierte ihre nicht-arbeitsbezogene SMU um 30 Minuten täglich für sieben Tage; die Kontrollgruppe (N = 82; Alter: M = 30,06, SD = 8,39) nutzte Social Media (SM) wie gewohnt. Arbeitsbezogene Variablen und Variablen zur psychischen Gesundheit wurden über Online-Umfragen zu drei Messzeitpunkten (Baseline; Post-Intervention; einwöchige Nachuntersuchung) bewertet. Die Intervention führte zu einer signifikanten Verringerung der Arbeitsüberlastung, der Stresssymptome, der Angst, etwas zu verpassen, und des süchtig machenden SMU. Arbeitszufriedenheit, Arbeitsengagement und positive psychische Gesundheit nahmen signifikant zu. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass weniger Zeit, die mit SMU verbracht wird, zu einer höheren Arbeitsmotivation und einem höheren Maß an psychischer Gesundheit führt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten die vorliegenden Ergebnisse berücksichtigen. Business-Coaching-Programme, Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit und klinische Interventionen könnten von der Integration einer kontrollierten Reduzierung der SMU-Zeit profitieren.

Julia Brailovskaia, Isabel Becherer, Vanessa Wicker, Holger Schillack & Jürgen Margraf (2023)

Less social media use – more satisfied, work-engaged and mentally healthy employees: an experimental intervention study, Behaviour & Information Technology, DOI: 10.1080/0144929X.2023.2286529

Abstract
Intensive Social Media Use (SMU) can negatively impact employees’ work performance and mental health. The present experimental study investigated how a reduction of daily SMU time influences employees from different professional sectors in Germany. The experimental group (N  =  84; age: M  =  29.38, SD  =  5.84) reduced its non-work-related SMU by 30 min daily for seven days; the control group (N  =  82; age: M  =  30.06, SD  =  8.39) used Social Media (SM) as usual. Work-related variables and mental health-related variables were assessed via online surveys at three measurement time points (baseline; post-intervention; one-week follow-up). The intervention significantly reduced the experience of work overload, stress symptoms, fear of missing out and addictive SMU. Work satisfaction, work engagement and positive mental health increased significantly. The present findings reveal that less time spent on SMU leads to increased work motivation and higher levels of mental health. Employers and employees should take the present findings into account. Business coaching programmes, mental health promotion programmes and clinical interventions could benefit from the integration of a controlled reduction of SMU time.

Presseinformation der Ruhr-Universität Bochum
Psychologie: Zufriedener und effizienter arbeiten durch weniger Social Media